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onlineBIBELteilen 5. Sonntag der Fasten-/Passionszeit 2022 « zurück

Kath SG
Diese Woche ging es in der Auswahl des Bibeltextes um eine sehr bekannte und berührende Begegnung. Das Johannesevangelium berichtet im 8. Kapitel von der Verurteilung einer Frau, die beim Ehebruch ertappt wurde. Jesus wendet das Blatt und dabei fallen Worte, die uns sehr bekannt sind:

2Früh am Morgen war Jesus wieder im Tempel. Das ganze Volk versammelte sich um ihn, und er setzte sich und begann zu lehren.
3Da kamen die Schriftgelehrten und die Pharisäer mit einer Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte, sodass jeder sie sehen konnte. 4Dann wandten sie sich an Jesus. »Meister«, sagten sie, »diese Frau ist eine Ehebrecherin; sie ist auf frischer Tat ertappt worden. 5Mose hat uns im Gesetz befohlen, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du dazu?«
6Mit dieser Frage wollten sie Jesus eine Falle stellen, um dann Anklage gegen ihn erheben zu können. Aber Jesus beugte sich vor und schrieb mit dem Finger auf die Erde. 7Als sie jedoch darauf bestanden, auf ihre Frage eine Antwort zu bekommen, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: »Wer von euch ohne Sünde ist, der soll den ersten Stein auf sie werfen.« 8Dann beugte er sich wieder vor und schrieb auf die Erde. 9Von seinen Worten getroffen, verliess einer nach dem anderen den Platz; die ältesten unter ihnen gingen als Erste. Zuletzt war Jesus allein mit der Frau, die immer noch da stand, wo ihre Ankläger sie hingestellt hatten.
10Er richtete sich auf. »Wo sind sie geblieben?«, fragte er die Frau. »Hat dich keiner verurteilt?« – 11»Nein, Rabbi, keiner«, antwortete sie. Da sagte Jesus: »Ich verurteile dich auch nicht; du darfst gehen. Sündige von jetzt an nicht mehr!«            

(Verwendete Übersetzung: Neue Genfer Übersetzung)


Und wieder haben zahlreiche beim onlineBIBELteilen mitgemacht - lesend und schreibend! Der Text hat eine sehr berührende Geschichte erzählt, die viele angesprochen hat. Danke vielmals für diesen reichhaltigen und berührenden Schatz an Gedanken:
  • «Ich verurteile dich auch nicht; du darfst gehen!» Diese Worte sind für mich von grosser Milde, Nachsicht und Güte geprägt. Die Frau erhält von Jesus eine zweite Chance trotz Verfehlung. Ich frage mich, wo im täglichen Leben begegne ich Menschen, die Vergebung und Grosszügigkeit verdient haben? Verurteile ich jemanden vorschnell und mache mir nicht die Mühe, das Gute zu suchen und zu finden? Möge mir das mehr und mehr gelingen...
  • Über ungute, menschliche Taten urteilen und Menschen verurteilen, hört man oft in Gesprächen und aus den Medien und vielleicht wird gleich zugestimmt. Durch Jesu Worte lernen wir dies zu unterlassen und es dem allmächtigen und gnädigen Gott-Vater zu überlassen: «Gott gehört die Rache oder die Gnade!»
  • Zu Vers 6: Jesus antwortet nicht, sondern versinkt in eigenes Sinnieren und schreibt etwas auf die Erde. Ist das sein passiver Widerstand gegen den feindlichen Angriff der Schriftgelehrten und Pharisäer? Und ich, wo leiste ich Widerstand gegen den Krieg und die unmenschliche Behandlung von Leuten auf der Flucht, ohne in endlose Diskussion zu geraten, die nichts bringen? Mit Klugheit gegen plumpe Angriffe vorzugehen, wie Jesus dies in dieser Geschichte vorlebt, finde ich vorbildhaft.
  • «Wer von euch ohne Sünde ist, der soll den ersten Stein werfen.» Diese Worte lassen jegliche moralische Entrüstung ins Leere laufen, da sie mir vor Augen führen, wie sehr ich selbst auf Vergebung angewiesen bin. Jesu «auch ich verurteile dich nicht» erschöpft sich jedoch nicht in der Parteinahme für die Frau, sondern er knüpft daran die Aufforderung: «sündige hinfort nicht mehr!» Diese Klarheit hat etwas sehr Befreiendes, denn sie ermöglicht mir einen Neubeginn. Durch das Eingeständnis meiner eigenen Schuldhaftigkeit kann ich lernen, mit den Schwächen meiner Mitmenschen liebevoller umzugehen.
  • »Ich verurteile dich auch nicht; du darfst gehen. Sündige von jetzt an nicht mehr!« Mich berührt dieser Satz. Wie oft geschieht es, dass wir über andere Menschen urteilen, was richtig oder falsch ist und übertragen dabei unsere eigenen Schattenteile auf andere. Anders Jesus: Er appelliert an unsere Selbstachtung und Selbstverantwortung und dass wir von da aus handeln.
  • Welch verblüffende Gelassenheit: Jesus wird herausgefordert, um in die Falle zu tappen (Barmherzigkeit oder das Gesetz), und er bleibt gelassen da, in der Mitte aller Angreifer und bei der angeklagten Frau. (Wieso wurde der ehebrechende Mann nicht herbeigeschleppt?) Auf das Drängen der Ankläger hält er ihnen den Spiegel vor: Und du? Wie steht es mir dir? Ja, immer wieder in den Spiegel schauen, das worüber ich mich aufrege, bedenken (die Ungerechtigkeit, die Aggression, das unverrückbare Weltbild, die Gewalt, das Lügen) und mich fragen, wo in meinem Leben kommt das vor? („Das was mich am meisten stört, sind die eigenen Fehler… beim andern.)
  • »Wer von euch ohne Sünde ist, der soll den ersten Stein auf sie werfen.« Jesus stellt sich mit seiner Antwort ausserhalb des Gesetzes. Er zeigt uns wie unsinnig so manche Vorschriften und Gesetze in Kirche und Gesellschaft sind. Er fordert uns auf, tiefer und genauer zu schauen. Vielleicht erkennen wir, wenn wir in uns gehen, den Balken in unserem Auge und werden einsichtiger und gnädiger dem oder der Anderen gegenüber. Das Miteinander unter den Menschen wäre sicher von mehr Toleranz und vielleicht auch von mehr Liebe geprägt.
  • Ich bin froh und dankbar, dass Jesus durch seine geniale Art des Lehrens einen Kontrapunkt zu den alttestamentarischen Gesetzen setzt. – Es macht mich jedoch traurig und auch wütend, dass es wieder eine Frau trifft, welche «sündig» wurde (wer hat sie wohl verführt?). Wir Frauen sind per se sündig und uns muss vergeben werden! Immer noch werden Frauen gesteinigt... – weil es das Gesetz so will.
  • «Von seinen Worten getroffen, verliess einer nach dem anderen den Platz; die ältesten unter ihnen gingen als Erste. Zuletzt war Jesus allein mit der Frau, die immer noch da stand, wo ihre Ankläger sie hingestellt hatten.» Es beschämt mich dieser Text: Im Alltag geschieht dies allzu oft – das mit dem Finger auf jemanden Zeigen – viele gegen eine/ einen. Wir sollten dann beschämt auch weggehen und uns bewusst werden: niemand ist ohne Schuld oder besser als sein Mitmensch. Wie heilsam wäre es, uns dies bewusst zu machen. Die Welt wäre ein friedlicherer Ort.
  • Manchmal entdecke ich mich, dass ich innerlich Steine werfe, weil ich mich besser fühle als andere. Wenn ich das merke, schäme ich mich. Immer wieder versuche ich, nicht zu verurteilen, nicht einmal mich selber. Ob es vielleicht hilft, andere und mich selber zu verstehen versuchen, dem andern und mir selbst die Fähigkeit des Wandels und des Weges zu mehr Liebe und Anerkennung zuzutrauen? Da ist mir Jesus ein starker Lehrmeister.
  • Das Verhalten der Männer und der von ihnen zitierte Moses-Gesetzestext machen mich beim genauen Hinschauen richtig wütend, wird hier doch die ganze Schuld des Ehebruchs der Frau angelastet, der mindestens zu gleichen Teilen mitbeteiligte Mann fehlt, wird nicht angeklagt. Ich sehe hier ein extrem patriarchales Justizsystem, das mit sehr ungleichen Ellen misst. Aber mit einer ganz einfachen Frage bringt Jesus dieses schiefe Justizgebilde ins Gleichgewicht, denn er weiss ja sehr wohl, dass die Männer bei einem solchen Vorfall auch mitbeteiligt sind. Und mit diesem Satz weist Jesus hier für mich auf die Gleichwertigkeit von Mann und Frau hin, die ja leider bis heute noch immer nicht erreicht ist.
  • «Aber Jesus beugte sich vor und schrieb mit dem Finger auf die Erde.» Was hat Jesus da wohl in die Erde geschrieben… meine Fantasie malt mit…

 
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