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onlineBIBELteilen zum 4. Sonntag der Fasten-/Passionszeit « zurück

Kath SG
Auch am 4. Sonntag der Fasten-/Passionszeit begegnet uns wieder ein anspruchsvoller Text aus dem Johannesevangelium. Es handelt sich hierbei um ein Gespräch bei Kerzenschein – mitten in der Nacht, denn Nikodemus, ein Mitglied des Hohen Rates, möchte nicht mit Jesus gesehen werden. Dennoch interessiert er sich für das, was Jesus ihm zu sagen hat. Und Jesus hat Erstaunliches, was er ihm anvertraut. Am heutigen Sonntag wird ein Teil dieses Nachtgesprächs gelesen – ein sehr theologischer Text. Wir sind gespannt, was Euch da anspricht:

Und Jesus sagte zu Nikodémus: 16Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass sie ihren Erwählten, ihr einziges Kind, gegeben hat, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben. 17Denn Gott hat ihren Erwählten nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. 18Alle, die an ihn glauben, werden nicht gerichtet; die aber, die nicht glauben, sind schon gerichtet, weil sie nicht zum Glauben an den Namen des Erwählten, des einzigen Kindes Gottes, gekommen sind. 19Dies aber ist das Gericht: Das Licht ist in die Welt gekommen und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Handlungen waren böse. 20Denn alle, die Schlechtes tun, hassen das Licht und kommen nicht zum Licht, damit ihre Handlungen nicht aufgedeckt werden. 21Alle aber, die die Wahrheit tun, kommen zum Licht, damit sichtbar wird, dass ihre Handlungen in Gott getan sind.     
                                        

(Verwendete Übersetzung: Bibel in gerechter Sprache)

Obwohl der Text wirklich eine Herausforderung ist, haben sich ihm viele gestellt – lesend und schreibend! Es ist unglaublich spannend zu sehen, wie unterschiedlich mit diesem speziellen Text umgegangen worden ist. Und was für eine grosse Spannbreite zusammengekommen ist! Überzeugt Sie sich selbst – lassen Sie sich bereichern:
  • Die Textstelle: „…alle, die […] werden gerichtet“ holt fast eine Traumatisierung als 10-Jähriger hervor. Darum nehme ich ins Herz auf „…Nicht damit die Welt gerichtet, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde.“ Da möchte ich dazugehören als einer, der mitgemeint ist im „Alle aber, die die Wahrheit tun kommen zum Licht.“ Ich gebe mir Mühe, wahrhaftig zu sein – meistens gelingt es – Gott sei Dank – den Lichtschimmer sehe ich.
  • Zuerst hat Vers 18 mich etwas erschreckt – es tönt für absolutistisch fast schon extremistisch. Nur durch diesen Glauben werden wir zur Wahrheit kommen. Beim zweiten Lesen spüre ich, es geht um die Liebe – die Liebe zum Leben – und dadurch zu Jesus – dem Kind Gottes. Das was Jesus für mich verkörpert – die Religion der Liebe und der Barmherzigkeit. So kann ich mich mit dem Text versöhnen.
  • Der Text ist schwierig, weil da steht, dass alle, die nicht an Jesus glauben, bereits gerichtet sind. Erst am Ende des Textes relativiert Jesus die harten Worte, indem er sagt, dass alle, die die Wahrheit tun, zum Licht kommen - wodurch sichtbar wird, dass ihre Handlungen in Gott getan sind. Ich glaube, dass es nur einen Gott gibt und verschiedene Kulturen/Religionen ihn jeweils unterschiedlich „erkennen“. Die Eingangsworte sind darum für mich fast nicht zu akzeptieren, da man sie zunächst so interpretieren kann, dass der Glaube an Jesus allein uns „erlöst“, und damit eine Überlegenheit anderen Kulturen bzw. Religionen gegenüber begründet werden kann. Die negativen Folgen dieser Interpretation kennen wir.
  • Ich glaube nicht, dass Jesus das so gesagt hat - das mit dem richtenden Gott, mit dem einzig richtigen, auserwählten Glauben des Christentums. Gott ist Gott, in allen Religionen. Seine liebe ist bedingungslos – er wird niemals richten. Und die Menschen, die an einen Gott glauben, werden sein Licht im Herzen fühlen und das Licht weitergeben – lichtvoll und unabhängig von einer Religionsrichtung.
  • Wir, die frohe Botschaft glaubend, werden nicht gerichtet. Was für ein Lichtblick für uns! Und weiter mit viel Gottvertrauen werden wir gerettet. Danke, Du liebender Gott und Vater von Jesus, deinem Sohn, und unser Vater.
  • Mit dem Text habe ich Mühe, weil er einerseits eine Verheissung ausspricht („alle, die an ihn glauben, werden nicht gerichtet“), andrerseits aber die allermeisten Menschen dieser Erde von der Verheissung ausschliesst („die aber, die nicht glauben, sind schon gerichtet, weil sie nicht zum Glauben an den Namen des Erwählten, des einzigen Kindes Gottes gekommen sind“). Ich wurde gelehrt, dass man alle Religionen achten, die eigene aber lieben solle. Das muss man den Menschen, die eine andere Religion ihre eigene nennen, auch zugestehen.
  • In den Versen 16 & 17 höre ich die Zusage, dass Gott/Jesus nicht gekommen ist, um die Welt zu richten, also wird er auch nicht Krisen verhindern oder ungeschehen machen oder Tyrannen vom Thron stossen, sondern er ist gekommen, um die Welt zu retten, aber nicht aktiv als „Klimaapostel“ oder etwas ähnliches, sondern mit seinem Vertrauen, seiner Offenheit und seinem Licht. Und dieser Lichtgedanke ist für mich ermutigend, und auch die Freude über das Geschenk meines unerschütterlichen, vertrauensvollen Glaubens, in der Hand Gottes aufgehoben und geborgen zu sein, was auch immer rundherum geschieht, und auch dann, wenn ich einmal strauchle.
  • Alle, die an ihn glauben, werden nicht gerichtet; die aber, die nicht glauben, sind schon gerichtet, weil sie nicht zum Glauben an den Namen des Erwählten, des einzigen Kindes Gottes, gekommen sind.“ Das hört sich für mich wie eine Zweiklassengesellschaft an. Dennoch kann ich nachvollziehen, Gott will eine eindeutige Haltung von mir. Wischi-waschi-Haltung gehört nicht zu seinem Repertoire. Da bin ich schon herausgefordert.
  • Da schleicht sich das Mitglied der theologischen Elite in der Dunkelheit zu Jesus... auf der Suche nach der Wahrheit. Jesus hält ihm das Licht vor: wir richten uns selber, wenn wir die Dunkelheit wählen. Was für eine Parallele. Das Licht zu wählen scheint mir vor allem ein Geschenk zu sein, also weniger selbst gemachtes Gericht. Und - wie erleichternd ist es, meine dunklen Seiten, Gedankennebel, blinden Flecken Gott hinhalten zu können. Mach bitte Du, Gott!
  • Licht ist die Quelle des Lebens – ohne Licht kein Leben. Die Schöpfung wird geboren (zuerst war es kalt und finster, einen Tag später Entstand das Licht und Wärme) – das Lebenslicht. Das Sterben wird gleichgesetzt mit dem Erlöschen des Lichtes – Dunkelheit resp. Finsternis sind die gottfeindlichen Kräfte der Welt (Satan, Dämonen? – Ablehnung und Auflehnung gegenüber Gott oder in Sünde leben?) Ja, Jesus ist das Licht der Welt, so schön, wenn man dieses Licht erblicken darf und zu spüren bekommt. Muss sich diesen Augenblick auch selbst erarbeiten. – Von nichts entsteht nichts.
  • Alle aber, die die Wahrheit tun…“ (Vers 21). Was meint das Wort „Wahrheit“ in Zeiten, in denen es durch Fake-News gezielt und arg missbraucht und strapaziert wird? Und ist das Gegenteil von Wahrheit immer Lüge? Oder gibt es verschiedene Wahrheiten?  Wahrheit ist für mich nicht unumstösslich, sie kann sich wandeln, auf einem persönlichen Weg und in der Beziehung mit Gott neu erschliessen. Da wo Licht ist, ist Wahrheit, da wo Wahrheit ist, ist Licht.
  • Denn Gott hat ihren Erwählten nicht in die Welt gesandt, damit er richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.“ Dieser Satz beinhaltet unendlich viel. Ich darf mich trotz Fehlern aufgehoben fühlen und werde immer wieder „aufgestellt“, im wahrsten Sinne des Wortes. Das gibt mir Zuversicht und Lebensmut.
  • Dieser Text von Richten und Gericht macht mich zum Teil wütend, rebellisch und der Schlusssatz wieder versöhnlich. Ich kenne wunderbare Menschen anderen Glaubens und auch bekennende Atheisten, welche ihr Leben verantwortungsbewusst, humanistisch und in Liebe leben. Tröstlich ist für mich, dass Jesus nicht zum Richten in die Welt kam, sondern als Lichtträger und menschgewordene Liebe.
  • Zu Vers 19: Dass die Menschen oft böse oder eigennützig handeln, vor allem diejenigen, die an der Macht sind, sehen wir heute tagtäglich. Doch die Errettung kommt nicht von einer allmächtigen Gotteshand, die das Gute verstreut und das Böse wegwischt, sondern von uns allein, von jedem Menschen persönlich, der den oftmals beschwerlichen Weg des Guten und des Gerechten, des Mitfühlens und der Nächstenliebe gehen soll.
  • Wie viele Male haben wir etwas geschenkt aus Liebe. Doch öfters wurden wir entäuscht… So auch Gott. Er wünschte sicher, dass die Menschen gläubiger und dankbarer wären. Doch es kommt immer anders als man denkt. Darum müssen wir immer im Licht bleiben und mit Allen offen und ehrlich sein.
  • Dies aber ist das Gericht: Das Licht ist in die Welt gekommen und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Handlungen waren böse.“ Das heisst für mich, wenn wir Gottes Liebesangebot ausschlagen, drehen wir uns nur um unsere eigenen Bedürfnisse und sind somit unseren Begierden und Ängsten ausgeliefert; unfähig, weder uns noch unsere Nächsten, geschweige denn unsere Feinde zu lieben. Ich denke, wir alle kennen solche Momente in unserem Leben. Es ist wahrhaft kein sehr beglückender Zustand! Wie gut, um Gottes Langmut und Liebe zu wissen, die uns zurückführt in die Beziehung zu ihm.
  • So sehr liebt Gott die Welt, dass sie gerettet werde durch Seine eigene Menschwerdung, die uns in allem zum Vor-Bild geworden ist. (Zeitlosigkeit: damals, wie heute.) Wir können das Leben nur bestehen, wenn wir uns nach Seinem göttlichen Beispiel ausrichten und glauben, dass Er alles in allem ist. Jetzt ist höchste Zeit, nach göttlicher Art menschlich zu werden. In inniger Verbundenheit mit Ihm (in Seinem Namen, Geist und Licht), können wir, als göttliche Wesen, mit Mut und Vertrauen mit Ihm wirken oder Er durch uns.
  • Der Vers 16 dürfte einer der meist zitierten und vielleicht auch einer der meist missverstandenen sein. Denn es geht hier nicht um Himmel (= ewiges Leben haben) und Hölle (= verloren gehen). Gott liebt uns Menschen und schenkt uns durch seinen Sohn den echten, wahren Lebenssinn und tiefe Erfüllung. Ohne diese Wegweisung wären wir orientierungslos, was in gewissem Sinne auf „verlorene Lebensjahre“ herausläuft. Doch Jesus rettet uns davor und weist uns den Weg zu einem erfüllten Leben. „Ewiges Leben“ spielt dabei nicht auf die Zeit nach unserem Tod an, sondern ist ein Qualitätsbegriff für unser Hier und Jetzt.
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